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Israel kann sich keine Entschuldigung leisten

PR dla Zagranicy
Kamila Lutostańska Kamila Lutostańska 21.02.2019 12:18
Mitten im Wahlkampf werde weder Außenminister Katz seine Erklärungen über Polen zurückziehen, noch werde Netanyahu ihm empfehlen, so etwas zu tun.
foto:pixabay

Rzeczpopospolita: Israel kann sich keine Entschuldigung leisten
In ihrer heutigen Ausgabe schreibt das konservative Tageblatt, dass es seit der Krise zwischen Polen und Israel zwischen Warschau und Tel Aviv keine offiziellen Kontakte mehr gäbe - diese Informationen sollen der Zeitung diplomatische Quellen gewährt haben. Das Tageblatt vermutet im weiteren, dass die mangelnde Reaktion Israels die US-Botschafterin in Polen und später das US-State Department dazu veranlasst haben könnten, eine Stellungnahme zu formulieren, dass "zwischen engen Verbündeten kein Platz für derartig anstößige Kommentare besteht" und dass die Amerikaner ihre Verbündeten dazu auffordern, sich auf gemeinsamen Interessen zu konzentrieren. Im Sommer letzten Jahres unterstützte Washington Israel im Streit um das polnische umstrittene Holocaust-Gesetz, erinnert das Blatt und fügt hinzu, dass insofern sich Polen leisten konnte, sich aus seinem Fehler zurückzuziehen, so deute nichts darauf hin, dass Israel sich auf dieselbe Weise verhalten werde. Israelische Gesprächspartner der Tageszeitung überzeugen, dass einhalb Monate vor den Knesset-Wahlen israelische Politiker sich als Ziel gesetzt haben, sich in ihrer Verurteilung Polens immer radikaler zu übertreffen. Und mitten im Wahlkampf werde weder Außenminister Katz seine Erklärungen über Polen, die wie er sagte "den Antisemitismus mit der Muttermilch aufgesaugt habe", zurückziehen, noch werde Netanyahu ihm empfehlen, so etwas zu tun. Was allerdings noch schlimmer sei, argumentieren die Gesprächspartner der Rzeczspopolita - ein großer Teil der israelischen Gesellschaft halte beleidigende Vorurteile gegen Polen zu 100 Prozent für richtig. Nur die Reise junger Israelis nach Polen, die sehen können, dass Menschen an der Weichsel ein normales und modernes Leben führen, könne das ändern, lautet das Fazit eines einflussreichen israelischen Journalisten für das Tageblatt.
WP.pl: Verwüsteter jüdischer Friedhof? So fälscht man Nachrichten
Auf dem populären Internetportal WP schreibt Journalist Marcin Makowski, dass israelische Medien zum Nutzen des polnisch-israelischen Streits gefälschte Nachrichten verbreiten, was offen gesagt werden sollte. Am Dienstag, dem 19. Februar, berichteten die meisten israelischen Medien über die angebliche Zerstörung eines jüdischen Friedhofs in Świdnica. In dieser Geschichte, so Makowski, wurde allerdings alles verdreht: Fotos des Ortes, die Beschreibung des Ereignisses und sogar das Datum. Eines wurde allerdings nicht vergessen - die angebliche Rache Polens für die polnisch-israelische Krise. Das Problem sei jedoch, dass die Bilder, die in israelischen Medien gezeigt wurden, nicht aus Świdnica stammen, in den letzten Monaten gab es auch keine Informationen, dass in Polen jüdische Nekropolen geschändet wurden, und was am wichtigsten sei: der ganze Fall betreffe einen Vandalismus-Akt vom April 2015 aus der Ortschaft Olkusz, bei dem unbekannte Täter 15 Grabsteine zerstört, und mit schwarzem Spray satanistische und antikatholische Motive hinterlassen haben. In der Zwischenzeit breite sich diese Art von "Informationen", lesen wir weiter, die als antipolnisches Argument verbreitet werden, ohne Quellenprüfung in den israelischen Massenmedien aus und werde im Fernsehen kommentiert. Zur gleichen Zeit - nur das dieser Vorfall tatsächlich stattfand - schreibt Makowski als Fazit, wurden am Dienstag auf einem jüdischen Friedhof im Nordosten Frankreichs mehr als 100 Gräber geschändet.
Nowa Konfederacja: Es gibt Grenzen des Pro-Amerikanismus und Pro-Israelismus
Führende israelische Politiker haben wahrscheinlich den historischen Höhepunkt ihrer Arroganz erreicht, die gegen eines der am stärksten pro-israelischen Länder der Welt gerichtet ist, schreibt der Chefredakteur der Denkfabrik NK, B. Radziejewski. Polen sei besonders sensibel für historische Problematik und sein eigenes Martyrium während des Zweiten Weltkriegs. Deshalb sollten israelische Politiker zu spüren bekommen, überzeugt Radziejewski, dass die polnische Freundlichkeit, die unter der PiS-Regierung sogar rekordverdächtig sei, auch ihre Grenzen hat. In strategischer Hinsicht sei Israel für Polen von großer Bedeutung, vor allem aufgrund seines erstklassigen Status und Einflusses auf die Vereinigten Staaten unter Donald Trump. Der polnisch-jüdische Konflikt aus den letzten Tagen ist die Nachwirkungen des Nahostgipfels, der letzten Woche in Warschau stattfand und zudem sehr pro-israelisch war, weil entgegen den Zusicherungen des polnischen Außenministeriums eine scharfe Stellungnahme gegen den Iran ausgearbeitet wurde, mit dem Warschau - im Gegensatz zu Tel-Aviv - keine wesentlichen Interessenkonflikte habe, heißt es weiter. Die regierende PiS setzte von Anfang an zu viel auf die amerikanische (und damit auch auf die israelische) Karte, lesen wir. Heute wache die Regierung deshalb als feudaler Klient Amerikas mit einem Kater auf, der fast nichts erreicht habe, was mit einer selbstbewussteren Politik nicht möglich gewesen wäre. Amerikaner seien eine Nation von Pragmatikern, argumentiert die Denkfabrik, die in der "Kunst des Geschäftslebens" geschult sind. Sie handeln nicht mit Dankbarkeit, wie Polens Regierende immer noch naiv zu glauben scheinen, sondern suchen lediglich gegenseitige Vorteile. Wenn sie kostenlos viel bekommen und nicht das Gefühl haben, dass Polen Alternativen hat, lautet das Fazit von Radziejewski, so haben sie keinen Grund, sich um eine beidseitige Allianz mehr zu bemühen.
Piotr Siemiński
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