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Klimagipfel: Klimahauptstadt der Welt oder Kohleschizoprhenie?

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 04.12.2018 12:13
Die Delegierten, lesen wir in einem der Kommentare, hätten die Konsequenzen der Kohlepolitik der Regierung - wörtlich - spüren können. In Katowice herrsche, wegen des frostigen Wetters Smog. Mehr zur Stimmungslage in der Presseschau.

Gazeta Polska Codziennie: Katowice – Klima-Hauptstadt der Welt

“Die Organisation des Klimagipfels ist ein Beweis, dass unser Land sich, ebenso wie das wiedergeborene Polen vor 100 Jahren, für die friedliche Zusammenarbeit zwischen Staaten einsetzt, die auf dem Fundament des Internationalen Rechts, der Gleichheit, Solidarität und gegenseitigen Respekts ruht“, mit diesem Zitat von Staatspräsident Andrzej Duda macht die regierungsnahe Gazeta Polska Codziennie ihre heutige Ausgabe auf. Der Titel des Leitartikels: Katowice - Klima-Hauptstadt der Welt.

Wie wir in dem Artikel lesen, habe Polen als einer von wenigen Staaten die Vereinbarungen von Kyoto erfüllt und seine Emissionen um 30 Prozent gesenkt. Gleichzeitig sei das Land wirtschaftlich dynamisch gewachsen. “Die Nutzung eigener natürlicher Rohstoffe, im Falle Polens ist das Kohle, steht damit nicht im Widerspruch mit dem Klimaschutz”, zitiert das Blatt Staatspräsident Duda.

Wie die Zeitung betont, soll der Gipfel in Katowice mit der Verfassung eines so genannten “Katowice rule book” enden, das die Vereinbarungen von Paris konkretisiert. Die COP24, betont Gazeta Polska Codziennie, sei ein riesiges Unterfangen, dessen Organisation mit dem Ausstoß von 55 Tausend Tonnen CO2 in die Atmosphäre verbunden sei. Diesen Fußabdruck wollen die Staatlichen Forste in Polen mit der Pflanzung von 6 Millionen Bäumen eliminieren. Die Pflanzung von zwei New Yorker Central Parks soll das CO2 innerhalb von... 20 Jahren absorbieren, so Gazeta Polska Codziennie.

Rzeczpospolita: Kohle-Schizophrenie

Die konservative Rzeczpospolita schreibt in Bezug auf den Klimagipfel von einer Kohle-Schizophrenie der Regierung. Polen habe sich bei der Eröffnung des Kongresses einerseits als Land vorgestellt, das auf moderne Energieproduktion setzt und seine Abhängigkeit von Kohle eingeschränkt habe. Gleichzeitig hätten die Regierenden zugegeben, dass Polen seine Energiesicherheit und die Stabilität von Arbeitsplätzen auf Kohle stützt. Ihre wiederholten Deklarationen über den Willen zum Kampf mit der Emission von Treibhausgasen hätten die Regierenden mit Lobeshymnen für die ökologische Kohleverbrennung vermischt. Es stimme, lesen wir im Blatt, auf der Austragungsstätte des Kongresses habe bis vor Kurzem noch eine Kohlegrube gestanden. Heute würden hier moderne Bürogebäude und ein Internationales Kongresszentrum stehen. Aber gleichzeitig hätten die Delegierten die Konsequenzen der Kohlepolitik der Regierung - wörtlich - spüren können. In Katowice herrsche, wegen des frostigen Wetters Smog. Für viele Kontroversen habe auch der polnische aus Kohle gebaute Pavillon gesorgt, so Rzeczpospolita.

Rzeczpospolita: Alle Mythen des Präsidenten

Der Beginn des Klimagipfels stimme nicht optimistisch, schreibt in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita Michał Niewiadomski. Der Staatspräsident, so der Autor, habe etwa die Mythen von Ex-Umweltminister Jan Szyszko über die angeblichen Absorptions-Fähigkeiten der polnischen Wälder wiederholt. Dabei sei klar, dass diese innerhalb der nächsten 30 Jahren so viel CO2 absorbieren werden, wie viel Polen in einem Tag produziere. Zudem habe Duda betont, dass der Klimaschutz Arbeitsstellen nicht gefährden dürfe. Dabei betrage die Arbeitslosigkeit in Schlesien weniger als zwei Prozent. Es wäre für die regionale Wirtschaft kein Problem, eine neue Betätigung für die einigen Tausend heute in Gruben eingestellten Arbeitskräfte zu garantieren.

Nicht nur dem Präsidenten, aber auch anderen Politikern der PiS würde er raten, mit Arnold Schwarzenegger zu sprechen, der in Katowice darauf aufmerksam gemacht habe, wie viele Arbeitsplätze grüne Technologien schaffen. Das sei die Wirtschaft 4.0, die Polen eigentlich anpeilen sollte. Wenigstens, wenn man den Annahmen der Strategie für verantwortungsvolle Entwicklung von Premierminister Mateusz Morawiecki Glauben schenke, so Michał Niewiadomski in der Rzeczpospolita.

Dziennik/Gazeta Prawna: Alles Gute hat sein Ende

Zur Wirtschaft. Nach einer Serie von überraschend guten Statistiken aus der Wirtschaft, sei die Information über das letzte Ergebnis des PMI-Index wie eine kalte Dusche gewesen, schreibt in der heutigen Ausgabe das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Im November habe sich der Index auf 49,5 Punkte belaufen, und lag damit unter den 50 Punkten, die als Grenze zwischen Expansion und Rückgang wirtschaftlicher Aktivität gelten. Analytiker interpretieren die Ergebnisse als die Ankündigung einer Verlangsamung in der Industrie. Dies wiederum sei eine Antwort auf die sinkende Zahl von Bestellungen und steigende Operationskosten, die schwer in höheren Preisen aufzufangen seien. Die PMI-Ergebnisse seien ein starkes Signal, das die polnische Wirtschaft, nach ein paar exzellenten Quartalen zu bremsen beginnt, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau

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