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Weiß-rotes Berlin

PR dla Zagranicy
Jakub Kukla Jakub Kukla 13.08.2018 10:32
Die Erfolge der polnischen Athleten in Berlin werden von der Presse bejubelt. Aber auch die Justizreform bleibt ein wichtiges Thema.
Bild: Pixabay

RZECZPOSPOLITA: Weiß-rotes Berlin

Als die polnischen Athleten am Samstag in Berlin gleich drei Goldmedaillen an einem Tag holten, fühlten sich die Sportfans genauso wie vor vielen Jahren, als das polnische Wunderteam die Sportwelt eroberte, schreibt in einer Zusammenfassung der Leichtathletik-EM in Berlin die Tageszeitung Rzeczpospolita. Nach den Meisterschaften in Amsterdam und jetzt in Berlin könne man keine Zweifel hegen: die Polen seien wieder da, lesen wir weiter. Geht es nach dem Blatt, sei es den Sportlern fast gelungen, die Ergebnisse der genialen polnischen Athleten aus den 50-er und 60-er Jahren zu wiederholen. Man müsse sich zugleich dessen bewusst sein, dass es kurz nach dem Krieg noch keine Weltmeisterschaften gab. Den einzigen Bezugspunkt stellte daher die EM dar. Afrika habe sich damals sportlich noch nicht zu Wort gemeldet. Die Karaiben hätten damals noch nicht serienmäßig wunderbare Sprinter produziert.

Die Leichtathletik sei nach dem Krieg die unangefochtene Königin aller Sportarten gewesen. Die Polen liebten sie und die Fußballer von damals konnten von einer ähnlichen Popularität wie die Athleten nur träumen. Heute feiern polnische Sportfans erneut große Siege des nationalen Kaders. Inzwischen habe sich die Sportwelt aber verändert. Die EM sei nicht mehr das höchste Maß der sportlichen Leistung. Das wichtigste Sportereignis stellen momentan die Weltmeisterschaften dar. Und dort sei die Konkurrenz viel größer. Es komme vor, dass ein Europameister in Topform nur schwer den Einstieg ins WM-Finale erreicht. Freuen wir und also über die Erfolge der polnischen Athleten in Berlin, schreibt das Blatt abschließend, und hoffen wir zugleich, dass es auch im kommenden Jahr bei der WM in Katar und in zwei Jahren bei Olympia in Tokyo mehrere Gründe zum Feiern geben werde.

DO RZECZY: Keine gute Alternative

Wie es scheint, gäbe es momentan in Polen keine wichtige politische Formation, bis auf die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die das Verfassungsgericht für eine vertrauenswürdige Institution halten würde, schreibt in seinem Kommentar Vize-Chefredakteur der konservativen Wochenzeitschrift Do Rzeczy, Piotr Gabryel. Den Prozess, der zum Verlust von Vertrauen führte, startete die vorherige Regierungskoalition der Bürgerplattform PO und der Bauernpartei PSL im Jahre 2015. Nun hat die jetzige Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit nach drei Jahren die Dekomposition des Gerichts vollendet. Wie es scheint, so Gabryel weiter, werde auch das Höchste Gericht in den kommenden Monaten einer ähnlichen „Verbesserung” unterliegen.

Man sollte sich aber die Frage stellen: was dann? Werde es nach der Reform zwei Gremien geben? Ein Oberstes Gericht, dass von den Regierenden akzeptiert werde, und eine anderes, an das sich PiS-Kritiker berufen werden? Ein legales und ein illegales? Werde es künftig zwei Präsidenten des Obersten Gerichtshofes geben? Zwar hat sie der Präsident doch vor über einem Monat die Präsidentin des Gerichtshofes Małgorzata Gersdorf in den Zwangsruhestand geschickt. Diese Entscheidung wolle Gersdorf sowie ihre Befürworter aber nicht anerkennen, da ihrer Ansicht nach ihr Mandat, laut Verfassung, bis zum Jahr 2020 laufe.

Es sei schwer vorauszusehen, wohin dieser skandalöse und für das öffentliche Leben in Polen schädliche Streit das Land in nächster Zeit führen werde. Es sei aber traurig, dass die Polen keine andere Wahl hätten, als das uneffektive und oft ungerechte Justizwesen in seiner bisherigen Form zu akzeptieren, oder es so unbedacht zu reformieren, wie es gerade der Fall sei, so Piotr Gabryel über die Situation im polnischen Justizwesen.

SUPER EXPRESS: Neue Rente für Mütter (und Väter)?

Nach dem sehr populären Programm „Familie 500+”, das Familien einen Zuschuss in Höhe von 500 Zloty monatlich für jedes zweite und weitere Kind garantiert, zieht die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit weitere soziale Programme in Erwägung. Demnächst sollen Mütter, die mindestens vier Kinder zu Welt gebracht und erzogen haben, dafür eine Rente bekommen. Mit einer finanziellen Unterstützung könne auch der Vater rechnen, wenn er nachweisen kann, dass er seine Arbeit aufgeben musste, um sich der Familie zu widmen, informiert das Blatt Super Express.

Die entsprechende Gesetzesvorlage sei bereits fertig. Nach den Sommerferien solle sich mit dem Projekt die Parlamentarier befassen, berichtet das Blatt.

Jakub Kukla

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