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Smoleńsk - acht Jahre danach

PR dla Zagranicy
Jakub Kukla Jakub Kukla 12.04.2018 12:11
Das politische Leben dreht sich diese Woche erneut um die Absturzursachen der Präsidentenmaschine von vor acht Jahren.
Foto: Pexels.com

RZECZPOSPOLITA: Also doch eine Explosion?

Der Absturz der polnischen Präsidentenmaschine im Jahr 2010 dominierte diese Woche erneut das politische Leben in Polen. Am Dienstag vergingen genau acht Jahre seit der Flugzeugkatastrophe, bei der alle 96 Insassen um Leben gekommen waren. Gestern stellte die Untersuchungskommission des polnischen Verteidigungsministeriums wiederum einen technischen Bericht zu den Unfallursachen vor, informiert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Darin wurde eine Explosion an Bord der Maschine als eine Unfallursache genannt.

Eine Kommission der Vorgängerregierung sprach von einem Pilotenfehler und falschen Angaben der russischen Lotsen. Weil die Regierungspartei (PiS) davon überzeugt ist, dass die bisherigen Untersuchungen, vor allem der russischen, aber auch der polnischen Kommission die Wahrheit vertuschten, ordnete man vor über zwei Jahren eine neue Untersuchung an. Eine 18-köpfige Kommission unter der Aufsicht des ehemaligen Verteidigungsministers Antoni Macierewicz sucht seitdem nach eindeutigen Beweisen, auch für eine Anschlagtheorie.

Diese hat sie bislang nicht gefunden. Auch der technische Bericht der Macierewicz-Kommission ist kein Durchbruch, lesen wir in dem Blatt. Der Bericht ließ viele Schlüsselfragen unbeantwortet. Dr. Maciej Lasek, Mitautor des ersten polnischen Berichts zu den Ursachen der Flugzeugkatastrophe meint, es gäbe weiterhin keine eindeutigen Beweise, dass eine Explosion den Tod der Passagiere verursacht habe. Zugleich, stellt das Blatt fest, distanzieren sich auch führende Politiker der Regierungspartei von den Sensationen des Antoni Macierewicz.

FAKT: Macierewicz ohne Rückendeckung

Eine ähnliche These stellt die Tageszeitung Fakt auf: Politiker der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) würden inzwischen die Ermittlungen des ehemaligen Verteidigungsministers mit wachsender Skepsis betrachten, schreibt das Blatt. Die gestrige Pressekonferenz, bei der ein technischer Bericht präsentiert wurde, rief kein großes Aufsehen in den Parteireihen aus. Offiziell heißt es, die Politiker würden sich mit den Einzelheiten des vorgestellten Dokuments vertraut machen. Nur wenige haben aber die Konferenz verfolgt. Ein Regierungsmitglied sprach sogar Klartext: er sei sehr beschäftigt und hätte für den Unsinn keine Zeit, schreibt das Blatt.

Viele Politiker sind inzwischen zu der Ansicht gekommen, dass Macierewicz in der Partei aufs Abstellgleis abgeschoben wird. Vielen ist die Aussage des Parteivorsitzenden bei den Feierlichkeiten des 8. Jahrestages der Smolensk-Katastrophe nicht entgangen. Jarosław Kaczyński bedankte sich bei Macierewicz, für die, wie es hieß, vielen gelungen und nicht gelungenen Experimente, und die vielen bewiesenen und unbewiesenen Theorien, so Fakt.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Ex-Präsident sagt vor Staatsanwälten aus

Die Ereignisse von vor acht Jahren sind erneut auch in das Leben des ehemaligen polnischen Präsidenten Bronisław Komorowski getreten, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der Ex-Politiker sagt vor der Staatsanwaltschaft aus. Die Staatsanwälte ermitteln gegen Beamte der Tusk-Regierung. Es handelt sich um eventuelle Nichterfüllung der Pflichten nach dem Flugzeugabsturz. Man will klären, wieso damalige Staatsanwälte bei der Identifizierung der Opfer in Russland nicht anwesend waren.

Die neue Untersuchung der Flugzeugkatastrophe hat ans Tageslicht befördert, dass die Russen bei der Identifizierung der Opfer schlampig gearbeitet haben. Das bewies eine im November 2016 von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion der Opfer nach Öffnung der Särge. Die Ermittler gehen davon aus, dass Bronisław Komorowski, Sejmmarschall in Zeiten der Tusk-Regierung und wichtiger Politiker der Regierungspartei für den Umgang mit der Tragödie von Smoleńsk maßgeblich mitverantwortlich sei.

Jakub Kukla

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