Logo Polskiego Radia
Print

Totenfeier in Warschau

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 11.04.2018 13:24
Die Flugzeugkatastrophe bei Smoleńsk hat den Polen bewusst gemacht, dass sie nicht in einem Staat lebt, der Stärke, historisches Gedächtnis und Ernsthaftigkeit vertritt.
Foto: Pexels.com

Teologia Polityczna: Totenfeier in Warschau

„Die Katastrophe offenbarte das Elend eines leichtsinnigen Staates und erinnerte uns an unseren seltsamen, unsicheren Zustand als Nation, die ständig am Rande von Sein und Nicht-Sein balanciert, eine Nation, die aufgelöst werden kann“, schreiben Marek Cichocki und Dariusz Karłowicz in der Einleitung zur 6. Ausgabe der „Politischen Theologie“, die nach der Smoleńsk-Katastrophe mit dem Titel „Tod und Politik“ erschienen ist.

Diese Rückschau benutzt das Jahrbuch, um an die 96. Monatsfeier der Smoleńsk-Tragödie zu erinnern. Einige Monate nach dieser Tragödie, lesen wir im Weiteren, konnte man in Warschau störend bekannte Szenen des „polnischen Dramas“ beobachten. Im unmittelbaren Kontext der Katastrophe trafen zwei gegensätzliche Elemente der polnischen Geschichte aufeinander – die Stärke des Ernstes und der Unwichtigkeit, des Seins und Nicht-Seins.

Jeder, der nach der Katastrophe die Warschauer Altstadt betrat, brachte Grablichter mit sich, erinnern die Autoren. Jeden Tag tauchten neue auf Straßen und Bürgersteigen auf. Die Atmosphäre, die dadurch entstanden war, erinnerte an die traditionelle, polnische Ahnenfeier, auch als Totenfeier bekannt. Der Teologia Polityczna nach war es fast so, als ob frische Lava-Zungen unter einer zerbrochenen Kruste hervorquollen. Nichts hielt sie auf, weder Geländer, noch die Aufräumdienste, die damit beauftragt wurden, die Lichter zu entfernen. Lava und Kreuz, schreiben Karłowski und Cichocki, genau wie am Todestag von Papst Johannes Paul II.

Wenn dieses Lava in Polen an die Oberfläche gelangt, bedeutet dies, dass die politische Gemeinschaft aus ihrem Schlaf gerissen wurde und der Ernst der Situation keinen Platz für Scherze übrig lässt, weil Polen wieder in Gedanken über die Kernquelle ihrer Staatsexistenz versinken: über Freiheit, Solidarität, Glauben, über den Staat, unabhängig von politischen Ansichten.

Die Flugkatastrophe hat der Nation bewusst gemacht, dass sie nicht in einem Staat lebt, der Stärke, historisches Gedächtnis und Ernsthaftigkeit vertritt – Eigenschaften, die die Bürger in vielen europäischen Ländern für ewig halten. Deshalb singen sie, stellen Karłowicz und Cichocki fest, „über alles“ oder „jour de gloire“ mit großer Zuversicht. Polen hingegen singen in ihrer Hymne das Polen „noch nicht untergegangen“ ist, mit der Betonung auf „noch“. Die Katastrophe riss Polen aus dieser Illusion heraus. Sie stellte die polnische Nation der unvergänglichen Wahrheit gegenüber, dass Polen ein Wesen ist, das von jeder Generation am Leben erhalten wird, durch eine Handvoll derer, die wie in der polnische Hymne „solange wir leben“ singen. Angesichts der Tatsache, dass hundert von ihnen gestorben sind, und das trotz der Versicherungen von Narren und Hypnotiseuren, muss auch unsere Generation sich die Frage stellen, ob wir stark genug sind, diese Pflicht weiterzutragen. Als Fazit stellen beide Autoren fest, dass die Katastrophe eine rapide und brutale Lektion ist, die uns daran erinnert, dass diese Existenzfrage in unserer Situation und Nachbarschaft eine pflichtige Schicksalsfrage bleibt.

Money.pl: Polen nehmen gerne Pässe anderer Länder an. Deutscher Staatspass unter den beliebtesten.

Rumänen und Polen ändern in der Europäischen Union am liebsten die Staatsbürgerschaft. Die verlockendsten Pässe sind aus Deutschland, Großbritannien, Irland und Schweden, schreibt das Finanzportal money.pl und beruft sich auf Eurostat-Daten aus dem Jahr 2016.

In dem analysierten Jahr soll fast eine Million Bürger von außerhalb der EU nach Europa gekommen sein. Die Liste enthält auch Änderungen der Staatsbürgerschaft innerhalb der Europäischen Union. Rumänen und Polen sollen hier die häufigsten Passnehmer sein. Im Jahr 2016 sollen demnach fast 30 Tausend Rumänen und fast 20 Tausend Polen einen neuen Pass erhalten haben. Bei den Polen, so money.pl, stammen die neuen Dokumente hauptsächlich aus Deutschland (fast 7 Tsd.) und Großbritannien (4,5 Tsd.).

In diesen Ländern, sowie in Irland und Schweden, sind Polen die größte nationale Gruppe innerhalb der EU, die die Staatsbürgerschaft dieser Länder erhalten. Soweit Polen bereit sind, ausländische Pässe zu akzeptieren, händigt Polen hingegen selbst wenig Pässe aus. Im Jahr 2016 waren es genau 3684 Dokumente. Ukrainer vertraten hierbei mehr als die Hälfte der neuen Bürger, informiert das Finanzportal money.pl.

Piotr Siemiński

tags:
Print
Copyright © Polskie Radio S.A