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Die Blamage der Opposition

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 12.01.2018 13:19
Abgeordnete der Bürgerplattform (PO) und Nowoczesna stehen seit kurzem im Kreuzfeuer der Kritik.
Foto: Pexels.com

Gazeta Wyborcza: Frauen, rettet Euch selbst!

Abgeordnete der Oppositionsparteien Bürgerplattform (PO) und Nowoczesna stehen seit kurzem im Kreuzfeuer der Kritik. Die linksliberale Gazeta Wyborcza erklärt heute auf ihrer Titelseite die Gründe. Insgesamt 39 Abgeordnete der beiden Parteien waren am Mittwoch nicht anwesend oder haben sich enthalten, als im Parlament über ein von Bürgern eingebrachtes Gesetzesprojekt zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts abgestimmt wurde. Zudem hätten einige Abgeordnete des konservativen Flügels der PO trotz Parteidisziplin gegen das Projekt gestimmt.

Bei der Abstimmung handelte es sich um die erste Lesung, wie die Gazeta Wyborcza betont. Zunächst ging es nur darum, ob das Gesetzesprojekt zur weiteren Bearbeitung in die Kommissionen geschickt werden sollte. Umso unverständlicher ist es für viele Anhänger der beiden Parteien, dass das Gesetzesprojekt schon jetzt gescheitert ist.

Bei der konservativen Partei PiS hätten fast 60 Abgeordnete, darunter sogar Parteichef Jarosław Kaczyński, für eine weitere Bearbeitung gestimmt. Zwar hätten sie kaum einen Hehl daraus gemacht, zu einem späteren Zeitpunkt gegen das Gesetz stimmen zu wollen. Doch nun müssen sich PO und Nowoczesna den Vorwurf gefallen lassen, dass das Gesetz nicht aufgrund des Widerstands der Regierungsmehrheit, sondern aufgrund des Abstimmungsverhaltens von Teilen der Opposition bereits in den Startlöchern gescheitert ist.

Die Politikerin und Feministin Barbara Nowacka wirft der Opposition vor, nicht genügend Mut zu haben. Sie trage Schuld daran, dass in Polen wahrscheinlich noch viele Jahre die PiS-Partei regieren werde, lesen wir in der Gazeta Wyborcza.

Rzeczpospolita: Polnische Hochschulen wollen sich für Ausländer öffnen

Polnische Diplome sollen attraktiver für ausländische Studenten werden, berichtet heute die konservative Zeitung Rzeczpospolita. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der ausländischen Studenten an polnischen Hochschulen versechsfacht und vergangenes Jahr rund 66 Tausend betragen. Mit einem Anteil von 4,9 Prozent an der Gesamtzahl aller Studenten sei das aber immer noch wenig, so die Zeitung.

Die polnischen Hochschulen wollen nun eine Offensive starten, um den Anteil der Auslandsstudenten langfristig auf bis zu 10-15 Prozent zu erhöhen, lesen wir in der Rzeczpospolita. Dabei soll ihnen unter anderem die im Oktober 2017 entstandene Agentur für akademischen Austausch helfen. Neben anderen Aufgaben soll sie für die polnischen Hochschulen im Ausland werben, denn derzeit seien selbst die besten polnischen Unis in anderen Ländern kaum bekannt. Dabei müssten sich die Hochschulen hierzulande vor der Konkurrenz nicht verstecken, so die Rzeczpospolita.

Dziennik Gazeta Prawna: System nach dem Kollaps

Das polnische Gesundheitssystem stehe nicht kurz vor dem Kollaps, es sei bereits kollabiert – so fast die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna die aktuelle Situation zusammen.

Geldmangel, kaum Weiterbildungen für Ärzte, Spezialistenmangel und monatelange Warteschlangen prägen das Bild. In der heutigen Ausgabe kommen ausführlich Ärzte mit ihrer Einschätzung zu Wort – anonym, wie Dziennik betont, denn nur so könnten sie es sich erlauben, ihre ehrliche Meinung zu sagen.

In Polen müssten junge Ärzte enorm viel arbeiten, um sich auch nur eine minimale materielle Existenz zu sichern, schreibt etwa eine 26-jährige angehende Ärztin. Es gehe aber nicht nur um das Geld. Durch die extreme Überarbeitung seien die Ärzte schlicht nicht mehr in der Lage, sich vernünftig um ihre Patienten zu kümmern. Dem pflichtet ein 50-jähriger Hausarzt aus Schlesien bei. Er arbeite bis zu 400 Stunden im Monat, doch allmählich habe er keine Kraft mehr. Ein 40-jähriger Neurologe aus der Woiwodschaft Großpolen kritisiert hingegen vor allem die immer schlechter werdende Ausbildung von Spezialisten. Bald werde man in Polen nicht nur das Problem haben, dass es zu wenige Spezialisten gibt, sondern dass die wenigen die noch da sind, sehr schlecht ausgebildet sind. Zusammenfassend schreibt Dziennik, sehen viele junge Ärzte nur noch in der Emigration eine Chance für sich.

Filip Żuchowski

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