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Nationalfeiertag im Schatten der politischen Offensive der PiS

PR dla Zagranicy
Kamila Lutostańska Kamila Lutostańska 13.11.2017 14:47
Wichtiges Thema in den Tageszeitungen sind heute die Feierlichkeiten und Debatten rund um den Unabhängigkeitstag vom Samstag.
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Wichtiges Thema in den Tageszeitungen sind heute die Feierlichkeiten und Debatten rund um den Unabhängigkeitstag vom Samstag. Was hat der Unabhängigkeitstag überschattet? Wie ernst meint es die PiS mit Kriegsreparationen? Und wo schlummert die Kraft einer Nation?


Dziennik/Gazeta Prawna: Nationalfeiertag im Schatten der politischen Offensive der PiS


Der wichtigste Nationalfeiertag des Jahres ist von der politischen Offensive der Regierungspartei PiS überschattet worden, schreibt in der heutigen Ausgabe Dziennik/Gazeta Prawna. “Wir dürfen nicht vergessen, dass die Unabhängigkeit nicht ein für allemal gegeben ist, dass das Wichtigste im politischen Prozess ihre Stärkung ist”, habe zwar Staatspräsident Duda betont. Doch Thema Nummer eins in den Kommentaren sei dennoch das am Vortag verkündete Übereinkommen zwischen dem Staatspräsidenten und der PiS zur Justizreform gewesen. Das Übereinkommen könne, ebenso wie das dem Sejm vorgelegte Projekt zu den Kommunalwahl-Vorschriften und die erneute Forderung nach Kriegsreparationen der PiS, eine Ankündigung der vor Weihnachten geplanten politischen Offensive der Regierungspartei sein, lesen wir.


Gazeta Polska Codziennie: Reparationen eine Frage der Würde


Stichwort Kriegsreparationen. Die regierungsnahe nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie bringt PiS-Chef Jarosław Kaczyński und dessen erneute Forderung nach Reparationen von Deutschland während der Feierlichkeiten am 11. November gleich auf ihrer Titelseite. “Hier geht es nicht nur um die materielle Ebene. Es geht um unseren Status, unsere Würde. Deswegen irren diejenigen, die behaupten, dies sei alles nur Theater für interne Zwecke. Nein, das ist kein Theater. Es ist unsere Forderung. Eine absolut ernste Forderung”, so der PiS-Chef. Geht es nach Kaczyński, habe dieses Postulat nur dann Chancen auf Erfolg, wenn die Polen sich vereinigen, zitiert Gazeta Polska Codziennie den Vorsitzenden der Regierungspartei Kaczyński in ihrem Aufmacher.


Gazeta Wyborcza: Polen auf Faschismus-Kurs. Und die Mehrheit schweigt


Jarosław Kurski von der linksliberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza macht in seinem Autorenkommentar indes auf die xenophoben Parolen und Stimmungen während des Unabhängigkeitsmarsches aufmerksam. Man könne natürlich, so der Autor, seine Ohren auf die Rufe “Weiße Kraft, weiße Rasse”, “Ku Klux Klan” und “Sieg Heil” verschließen. Vor allem, da die aktuellen Machthaber solchen Stimmungen offenbar wohlgesonnen seien. Für Innenminister Błaszczak, sei der Marsch schließlich ein “wunderschöner Anblick” gewesen, es habe “gute Atmosphäre” geherrscht. Kein Wort Kritik an der Demonstration der Rechtsradikalen. Und die Mehrheit schweige leider auch. Wie immer. Sie schweige aus Faulheit und Opportunismus, solange es nocht nicht zu spät sei. Und dann aus Angst, wenn es schon zu spät sei. Und das mache sie, die Mehrheit, mitverantwortlich für den Schwenk in Richtung Faschismus, der derzeit in Polen zu beobachten sei, so Jarosław Kurski in Gazeta Wyborcza.


Rzeczpospolita: Die Kraft schlummert in der Kultur


Und Politologe Marek Cichocki appelliert in der konservativen Tageszeitung Rzeczpospolita um mehr Fokus auf kulturelle Fragen in der öffentlichen Debatte. Geschichte, so Cichocki, sei zwar eine Quelle nationaler Identität, doch in Polen spreche man überraschend wenig und selten über deren wichtigsten Ausdruck - über die Kultur. “Geschichte”, so Cichocki, “kann uns das wohlbegründete Gefühl des Nationalstolzes vermitteln, manchmal und in zu großen Portionen, könne dieser Stolz allerdings auf Abwege führen oder sich zu einer Ersatz-Emotion entwickeln.” Wenn es Polen also daran liege, sich eine stärkere Position in Europa zu erarbeiten, sei intensivere Arbeit an der eigenen Kultur notwendig. Denn, so Cichocki, es sei Kultur, die in hohem Maße über die Stärke von Nationen entscheide, auch im heutigen Europa und weltweit. “Die polnische Kultur ist eine enorme Kraft, unsere größte Ressource, die leider immer noch eingeschläfert bleibt”, so Cichocki in seinem Autorenkommentar für Rzeczpospolita.


Autor: Adam de Nisau


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