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Polens eingebildete Realpolitik gegenüber der Türkei

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 19.10.2017 12:27
Eine vernünftige Regierung, die ihre Sicherheitspolitik sinnvoll führt, kann einen Verbündeten mit einer Armee von einer halben Million Soldaten nicht verachten. Aber es gibt hierbei auch Zweifel.
PAP/EPA/SEDAT SUNA

Forsal.pl: Polens eingebildete Realpolitik gegenüber der Türkei

Eine vernünftige Regierung, die ihre Sicherheitspolitik sinnvoll führt, kann einen Verbündeten mit einer Armee von einer halben Million Soldaten nicht verachten. Aber es gibt hierbei auch Zweifel. Schreibt der Journalist Zbigniew Parafianowicz auf dem Internetportal forsal.pl.

Die Türkei produziert moderne Waffen und gibt mehr als 2% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das Militär aus. Es ist schließlich ein Land, das neben Russland die einzige wirkliche Streitmacht auf dem Schwarzen Meer ist, argumentiert Parafianowicz. Des Weiteren bemerkt der Autor, dass Erdogans Unterstützung unter den Türken schwindet. Derzeit betrifft sie bei Umfragen 50 zu 50.

Laut dem Autor wiederhole Polen den Fehler aus der Zeit von Wiktor Janukowitsch. Der ukrainische Präsident genoss damals eine reale Unterstützung von bis zu 50% der Wählerstimmen und das, obwohl er seine Gegner ins Gefängnis schloss. Trotzdem haben wir auf ihn gesetzt. Parafianowicz überzeugt, dass wir anscheinend dachten, er garantiere Stabilität in einem aus polnischer Sicht strategischen Land, das in die EU wollte. Überzeugt von unserem besonderen Verständnis des Ostens, wollten und konnten wir nicht sehen, dass die Unterstützungsquoten im Fall eines Staates, der sich einer Autokratie zuwandte, nichts anderes als ein Symptom der Unvorhersehbarkeit des Machtsystems waren. Parafianowicz argumentiert, dass vernünftig denkende Staaten gegenüber Autokratien ihre Zweifel behalten. Deshalb verlieren die Vereinigten Staaten nicht ihre Distanz zu Ankara.

Polen unterstützt ostentativ Erdogan, ohne die Mindestgarantie, dass der nächste Coup nicht mit dem Erfolg der Gegner Erdogans enden wird. Bei einem solchen Ausgang müssten wir uns nicht nur für ein Foto mit einem Politiker schämen, der für insgesamt 108.256 Tage 160 Journalisten inhaftiert hat. Der Preis dafür wäre vor allem der Bankrott einer Realpolitik aus dem Sandkasten, lautet Zbigniew Parafianowiczs Schlussfolgerung.

Rzeczpospolita: Sonntag zum Verkauf

Das Blatt Rzeczpospolita widmet sich dem Handel an Sonntagen. Die katholische Kirche und die Gewerkschaften sind dafür, jeden Sonntag „heilig“ zu halten. Der Kommentator Michał Szułdrzyński fragt aber, ob die Recht und Gerechtigkeit Partei (PiS), die Gewerkschaft Solidarność und die Kirche bei dem Verbot nicht eine Abkürzung nehmen.

Er sei der Auffassung, dass es eine Vielzahl von Maßnahmen gibt, die Polen dazu überzeugen könnten, am Sonntag nicht in den Supermarkt, sondern mit ihren Kindern spazieren zu gehen. Anstatt Gesetzgeber zu bedrängen, sollte die Kirche eher ihre Gläubigen dazu überzeugen am Sonntag keine Einkäufe zu machen, lesen wir in der Rzeczpospolita.

Das Ganze hat auch einen wirtschaftlichen Aspekt, bemerkt Szułdrzyński. Wenn an jedem zweiten Sonntag Geschäfte geschlossen bleiben, würde das eine Reduzierung der Anzahl der Handelstage um fast 7% bedeuten. Angesichts der Tatsache, dass heute mehr als 2 Millionen Polen in der Handelsbranche arbeiten, sollte man sich fragen, wie stark der Arbeitsmarkt schrumpfen und um wie viel der Staatshaushalt geringer sein würde.

Niezależna.pl: Neue Beweise für Kriegsverbrechen im deutschen Todeslager Gross-Rosen

Seit September werden archäologische Arbeiten im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung des IPN (Institut für Nationales Gedenken) im ehemaligen deutschen Todeslager Gross-Rosen, heute Rogoźnica, durchgeführt. Neue Beweise bringt niezależna.pl.

Historisches Material, das im Gross-Rosen-Museum gesammelt wurde, zeigt, dass in den Flugabwehrgraben, gegen Ende der Existenz des Todeslagers, Überreste von ermordeten Gefangenen geworfen wurden. Diese Information kam von einem ehemaligen belgischen Häftling, der ein Lagerarzt war. Laut seinem Bericht wurden mindestens 300 Personen in den Graben geworfen. Die Art und Weise, wie die Körper in dem Graben liegen, können ein Zeugnis für die Eile sein, in der sie dort hineingeworfen wurden. Einige der Überreste haben Einschusslöcher im Schädel.

Das IPN gab auch bekannt, dass sich infolge medialer Berichterstattung zu den Ausgrabungen Zeugen gemeldet haben die für den Zweck der Untersuchungen von einer speziellen Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen die polnische Nation verhört werden.

Piotr Siemiński

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