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Reparationen und Entschädigungen sind nicht das Gleiche

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 19.09.2017 10:17
Immer wieder wird in Polen das Thema der möglichen Reparationen von Deutschland für Krieg, Besatzung und Terror diskutiert.
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DO RZECZY: Reparationen und Entschädigungen sind nicht das Gleiche

Immer wieder wird in polnischen Medien das Thema möglicher Reparationen von Deutschland für Krieg, Besatzung und Terror vor mehr als 70 Jahren diskutiert. Die Regierung hat das Thema aufgebracht, ein Gutachten des polnischen Parlaments hält das Anliegen für berechtigt. Die Hälfte der Polen sind dafür. In einem Gespräch mit der konservativen Wochenzeitschrift Do Rzeczy nimmt Politologe und Historiker, Professor Stanisław Żerko Stellung zu den Argumenten beider Seiten. Seiner Ansicht nach könnten die Reparationen ein wichtiges Element einer vernünftigen Geschichtspolitik werden. In den deutsch-polnischen Beziehungen sollte es keine weißen Flecken, keine Tabuthemen geben. Übrigens hätten dank der Diskussion viele Menschen weltweit erfahren, wie groß die polnischen Verluste infolge des Krieges waren, meint der Historiker.

Die deutschen Reaktionen auf die Diskussion in Polen bezeichnet der Wissenschaftler als scharf und nervös. Żerko spricht sogar von Wut. Der anderwärtig geschätzte Historiker, Professor Gregor Schöllgen sagte zum Beispiel, die polnischen Forderungen würden die Stabilität der Grenzen hinterfragen. Im ähnlichen Ton sprach sich in einer polnischen Tageszeitung CDU-Politiker Karl-Georg Wellmann aus. Der deutsche Politiker betonte stolz, dass polnische Opfer des Nazi-Terrors Entschädigungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro bekommen hätten. Erstens seien Reparationen aber etwas anderes als Entschädigungen die an Privatpersonen ausgezahlt werden, erwidert Stanisław Żerko. Zweitens sei die Summe sowieso sehr klein, denn es handle sich dabei um 3,5 Prozent der gesamten Entschädigungen die Deutschland weltweit an Opfer des Krieges ausgezahlt hatte, sagt der polnische Historiker und Politologe in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.

NEWSWEEK: Lewandowskis harter Kurs

Neben Lech Wałęsa ist der Fußballprofi Robert Lewandowski wohl der bekannteste Pole in der Welt. Vielleicht übersteigt der Ruhm des Fußballers sogar den, des ehemaligen Solidarność-Anführers? Lech Wałęsas Aktivität läßt nach und Lewandowskis Tore werden jeden Monat von Fußballfans auf der ganzen Welt bewundert, schreibt die Wochenzeitschrift Newsweek.

In den letzten Tagen machte ein Gespräch des Sportlers mit dem „Spiegel” die Runde. Robert Lewandowski wagte es, die Bayern-Leitung sowie indirekt auch das Funktionieren der gesamten Bundesliga zu kritisieren. Nicht in jedem Aspekt hatte der polnische Stürmer Recht, dennoch sorgte seine Aussage für Aufsehen. Eine harsche Kritik des Fußball-Giganten Bayern München und der gesamten Bundesliga gehört nicht zum Alltag der deutschen Fußballwelt. Vielleicht sollten sich also diejenigen in Polen, die sich eine harte Politik gegenüber Deutschland wünschen, Robert Lewandowski als Vorbild nehmen, ironisiert die Wochenzeitschrift.

NEWSWEEK: Wir wollen nicht in der Arbeit sterben

Die letzten Ereignisse im polnischen Gesundheitswesen führten zu einem Wandel unter jungen Ärzten, berichtet in ihrer neuesten Ausgabe die Wochenzeitschrift Newsweek. Soeben berichteten polnische Medien von vier Todesfällen – junge Ärzte sind wegen Überarbeitung im Dienst gestorben. Diese dramatischen Ereignisse hätten die polnischen Mediziner erschüttert, sagt Marta, eine junge Ärztin, Mutter vor drei Kindern. Sie erinnert sich auch an eine symptomatische Situation vor ein paar Tagen. Ihr Ehemann, ebenfalls Arzt, beendete seinen Dienst und kehrte um 10 Uhr morgens nach Hause zurück. Das Haus hat er um 6.30 am Vortag verlassen. Plötzlich rief seine Arbeitskollegin an mit der Bitte, ihren Dienst zu übernehmen, weil sie krank geworden sei. Einerseits müsste man der Ärztin helfen, auf der anderen Seite dürfe man aber die eigene Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Ihr Mann habe Nein gesagt, viele Ärzte könnten es aber nicht und würden Tag und Nacht schuften, obwohl die Arbeit sie übersteige, erklärt die junge Ärztin den gefährlichen Mechanismus.

Im polnischen Gesundheitswesen bilden die Residenten, also Ärzte die unter Aufsicht eines älteren Kollegen arbeiten um eine Spezialisierung zu bekommen, eine Gruppe von 22 Tausend Medizinern. Seit Jahren signalisieren sie, dass sie schlecht bezahlt werden und überarbeitet sind. Viele ziehen einen Emigration in Betracht. Für die kommenden Tage bereiten die Residenten einen Hungerstreik vor, lesen wir in Newsweek. Das Motto des Protests ist eindeutig und dramatisch zugleich – sie wollen nicht in der Arbeit sterben.

Jakub Kukla

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