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40 Prozent würden die PiS wählen

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 17.08.2017 09:36
Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) bleibt weiterhin vorn.
Foto: Pexels.com

DO RZECZY: 40 Prozent würden die PiS wählen

In seinem Kommentar für die Wochenzeitschrift Do Rzeczy freut sich Chefredakteur Paweł Lisicki über die überraschten Gesichter vieler Kommentatoren nach der Veröffentlichung der neuesten Zusammenstellung der politischen Präferenzen. Der neuesten Studie ist zu entnehmen, dass 40 Prozent der Befragten ihre Stimme für die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) abgeben würden. Die Unterstützung für die größte Oppositionspartei Bürgerplattform (PO) ist auf 21 Prozent zurückgegangen.

Viele Kommentatoren erwarteten in den letzten Wochen, dass die Spannungen im Regierungslager, zu denen das doppelte Veto des Präsidenten gegen die Justizreform geführt hatte, einen politischen Durchbruch herbeiführen würde. Die Ergebnisse der Umfrage scheinen diese These jedoch nicht zu bestätigen. Mit seiner entschlossenen Entscheidung raubte Präsident Duda der Opposition die Show, er zeigte zugleich dass es in der Regierungspartei verschiedene ideologische Strömungen gäbe, und dass die Regierungskoalition die Aufgaben der Regierung und der Opposition gleichzeitig übernehmen kann, schreibt Paweł Lisicki.

NEWSWEEK: Kennen Sie den „Janusz”?

Janusz ist ein populärer polnischer Vorname. Er ist in den letzten Jahren aber zum Synonym eines spießigen und protzigen Kleinstädters geworden, über den sich Bewohner von größeren polnischen Städten gerne lustig machen. In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Newsweek erklärt der Schriftsteller Ziemowit Szczerek, was diese Tendenz über die polnische Gesellschaft aussagt.

In den 90-er Jahren hätten sich die Eliten an der Weichsel für die bäuerlichen und kleinstädtischen Wurzeln vieler Polen geschämt. Die so genannte Europäisierung bedeutete nach ihrer Auffassung, einen Versuch, diese Tradition zu verschweigen. Die Eliten in Polen konnten damals nicht verstehen, dass es Menschen gäbe, denen Europa nicht gefalle - wer in die EU nicht wollte, wurde als „Janusz” abgestempelt - als ob man die typisch polnische Dimension mit der europäischen nicht verbinden könnte, meint der Autor. Die Kritik der eigenen Wurzeln verursachte, dass viele Menschen die Europäische Union heute als etwas aufgezwungenes betrachten würden. Diese Kritik wirke sich auch auf die polnisch-polnischen Beziehungen aus, führt der Schriftsteller fort. Auf der einen Seite gibt es also Nationalisten, die es den Polen befehlen, ihr Land bedingungslos zu lieben, ohne über seine Schwächen zu diskutieren. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die denken, sie wären von lauter „Januszen” umzingelt.

Diese Abneigung den Kleinstädtern gegenüber erinnere an die Situation in den Vereinigten Staaten, sagt Ziemowit Szczerek. Der „Janusz“ sei zu einem polnischen „Neger” geworden. Man appelliert in Polen um Toleranz für Schwule und Immigranten, man kann zugleich aber die Tatsache nicht akzeptieren, dass es andersdenkende Polen gibt. Viele Großstädter würden die Provinz verachten, sie würden sich für den „Janusz” schämen. Vielleicht sollten sich die Polen mit mehr Verständnis betrachten, so der Schriftsteller im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Newsweek.

GAZETA POLSKA CODZIENNIE: Erzbischof macht Politik

Erzbischof Marek Jędraszewski ist Nachfolger von Stanisław Dziwisz, dem ehemaligen Sekretär von Johannes Paul dem II. Anders als sein Vorgänger bezieht der neue Krakauer Erzbischof eine klare politische Stellung.

Zuletzt äußerte sich der Kirchenwürdenträger zu den Spannungen zwischen Warschau und Brüssel. Geht es nach Marek Jędraszewski dürfe die Europäische Union Polen seine Stimme nicht entziehen. Mit seiner konservativen Tradition, mit der Gebundenheit an Werte wie Freiheit und Demokratie sei Polen für diejenigen, die für die moderne Gestalt Europas verantwortlich sind, unbequem. Daraus würden diese Kontrollen und Drohungen resultieren. Man betrachte Polen als ein Land, das der Europäischen Union Probleme bereitet, so der Geistliche.

Erzbischof Jędraszewski nimmt in der konservativen Gazeta Polska Codziennie aber auch Stellung zu innenpolitischen Angelegenheiten. Unter anderem zu den Aktivitäten der Bürgerbewegung „Obywatele RP“, die zum zivilen Ungehorsam angesichts der Aushebelung des Verfassungsgerichts und anderer Verfassungsbrüche durch die Regierung aufruft. Die Bürgerbewegung organisiert unter anderem jeden Monat eine Gegendemonstration zu den von der Regierungspartei veranstalteten Smoleńsk-Versammlungen. Für Marek Jędraszewski sei der Fall klar: Anhänger der Bürgerinitiative würden sich ähnlich verhalten, wie Mitglieder des kommunistischen Sicherheitsdienstes in Zeiten des Kriegsrechts Anfang der 80-er Jahren, betont der Erzbischof in einem Interview für die Gazeta Polska Codziennie.

Jakub Kukla

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