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Skandal um menschliche Überreste

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 14.08.2017 17:34
Während des Zweiten Weltkrieges handelten die Deutschen mit menschlichen Überresten von ermordeten Polen.
Bundesarchiv, Hans Sönnke

Während des Zweiten Weltkrieges handelten die Deutschen mit menschlichen Überresten von ermordeten Polen. Viele westeuropäische Universitäten nutzten sie als wissenschaftliche Hilfsmittel.

Der Skandal wurde seit Jahrzehnten schamlos ignoriert, obwohl in vielen Laboratorien diese makaberen "Exponate" (Schädel, Knochen, ganze Skelette) noch vorhanden sein könnten. Drei Bewohner von Poznań (Posen), ein Journalist, ein Historiker und ein Wissenschaftler, haben beschlossen für dieses Verbrechen Rechenschaft zu fordern.

"Wir wollen niemanden anprangern, aber die sterblichen Überreste dieser Menschen sollten nach Polen zurückkehren", meint der Historiker Jarosław Burchardt. "Das Verhalten von Marei Drassdo, die zwei Schädel, die seit Jahren von ihrem Vater aufbewahrt wurden, an uns übergeben hat, hat uns zu dieser Arbeit angespornt", sagte Piotr Świątkowski, ein Journalist aus Poznań, der über diese rührende Geschichte im Radio erzählte.

Drassdo ist die Tochter eines verstorbenen Arztes. Die Frau lebt in Leonberg (Baden-Württemberg) und kümmert sich um die Erinnerung an die Gefangenen, die während des Krieges in dem örtlichen Arbeitslager gefoltert wurden. In ihrem Haus wurden schon seit langem zwei Schädel aufbewahrt. Wahrscheinlich stammen sie von Menschen, die von den Deutschen ermordet wurden.

"Ich habe meinen Vater einmal gefragt, woher er die Schädel hat. Er sagte mir, er habe sie in Poznań für eine kleine Geldsumme gekauft. Er benutzte sie, um Anatomie zu lernen", betonte Marei Drassdo.

Sie hat vor kurzem die namenlosen Schädel an Polen übergeben. Sie werden Fachprüfungen unterzogen, die von Dr. Czesław Żaba aus der Abteilung für forensische Medizin durchgeführt werden. Man wird auch versuchen das Aussehen dieser Menschen neu zu erstellen und die Bilder werden in den Medien veröffentlicht werden. Vielleicht wird dies dazu beitragen, die Opfer zu identifizieren und ihre Verwandten zu finden.

"Auch wenn es nicht gelingt, diese Leute verdienen es würdig beerdigt zu werden", betont Burchardt.

Während des Zweiten Weltkriegs war Hermann Voss der Dekan der medizinischen Fakultät der Reichsuniversität in Poznań. Forschungen von Historikern lassen keinen Zweifel daran, dass dieser Mann verbrecherische Experimente an Menschen durchgeführt hat. Viele von ihnen wurden ermordet. Die Deutschen haben auch viele Leichen ihrer Opfer geschändet. Man hat sie präpariert, Weichgewebe wurde entfernt und die restlichen Knochen, Schädel und sogar ganze Skelette, wurden an Universitäten im ganzen Reich verkauft.

Die grausamen "Exponate" können sich bis heute unter anderem in Laboratorien vieler Universitäten befinden - in Deutschland, Österreich oder Frankreich.

gazeta polska codziennie/ps

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