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Das Ende der fünften Republik

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 24.04.2017 11:34
In der polnischen Presse wird heute das Ergebnis der ersten Wahlrunde bei den französischen Präsidentschaftswahlen ausgiebig kommentiert.
PAP/EPA/YOAN VALAT

Gazeta Wyborcza: Das Ende der fünften Republik

In der polnischen Presse wird heute das Ergebnis der ersten Wahlrunde bei den französischen Präsidentschaftswahlen ausgiebig kommentiert.

„Das Ende der fünften Republik“ betitelt Redakteur Marek Beylin seinen Kommentar in der linksliberalen Gazeta Wyborcza. Die Franzosen hätten ihre Verbundenheit mit der Demokratie demonstriert, indem sie mit ihren Stimmen Manuel Macron zum Sieger des ersten Wahlgangs erkoren hätten. Gleichzeitig hätten sie ihre tiefe Abneigung gegen das Establishment, gegen die fünfte Republik signalisiert. Demokratie ja, aber nicht die, die sie derzeit haben – so fasst Beylin die Haltung der französischen Wähler zusammen.

Die demokratischen Institutionen in Frankreich befänden sich seit Jahren in einer schweren Krise. Das habe Marine Le Pen von der Front Nationale Aufwind gegeben. Sie werde das Duell um die Präsidentschaft mit dem europafreundlichen Macron höchstwahrscheinlich verlieren, bleibe aber eine gefährliche Kraft in Frankreich.

Rzeczpospolita: Erdbeben gegen Pragmatismus

Auch in der konservativen Rzeczpospolita finden wir einen Kommentar zu den Wahlen in Frankreich. Redakteur Bogusław Chrabota schreibt, das Wahlergebnis sei für niemanden eine Überraschung. Die Niederlage der etablierten Parteien sei ein Zeichen der Zeit, ein Beweis für den langsamen Bankrott des bislang herrschenden Systems.

Die Franzosen wollen Änderungen. Werden sie diese bekommen? Wohl kaum, schreibt Chrabota. Le Pen, die an der Spitze einer ausländerfeindlichen Partei stehe, könne ihr Versprechen vom Verlassen der EU ohnehin nicht wahrmachen, da sie als Präsidentin nicht genügend Rückhalt im Parlament hätte. Macron hingegen gebe vor, gegen das Establishment zu sein, gehöre in Wirklichkeit aber dazu. Er stammt, wie viele französische Spitzenpolitiker, aus der École Nationale d'Administration, der Kaderschmiede der französischen Eliten. Trotzdem würden die beiden zwei komplett gegensätzliche Standpunkte vertreten. Le Pen stelle die Globalisierung, die EU und die Einwanderung als Gefahr dar, Macron präsentiere das Gegenteil. Er werde den zweiten Wahlgang gewinnen, auch mit der Unterstützung der übrigen Kandidaten, lesen wir in der Rzeczpospolita.

Filip Żuchowski

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