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Angst vor Familientreffen

PR dla Zagranicy
Jakub Kukla Jakub Kukla 05.12.2016 12:55
Werden die Möbelhersteller die Gunst der Zeit nutzen, und demnächst durchgebrochene runde Tische für zerstrittene polnische Familien verkaufen?
Bild: pixabay.com

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Angst vor Familientreffen

In einem Interview für die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna beklagt sich der bekannte Satiriker Szymon Majewski, dass sich seiner Ansicht nach die Teilung der polnischen Gesellschaft vertieft. Noch vor über zehn Jahren habe er, wie viele andere Polen, auf eine Koalition der heute regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und der jetzigen Oppositionspartei Bürgerplattform (PO) gehofft. Ihm habe gefallen, dass eine Partei die sich auf die Vergangenheit konzentriert, sich um Denkmäler kümmert und viel von der Geschichte spricht, mit einer Partei die nach vorne schaut eine Regierung bilden würde. Heute wisse er, dass eine solche politische Konstellation, nach all dem was in der letzten Dekade passiert war, unmöglich sei, beschwert sich Majewski. Deshalb habe er Angst vor Weihnachten. Die gesamte Familie werde ihn besuchen, alle politische Optionen würden am Tisch vertreten sein. Schon im letzten Jahr habe er seine erwachsene Tochter gebeten, keine politischen Themen aufzugreifen, nicht zu provozieren. Er habe keine Idee, wie der Weihnachtsabend in diesem Jahr verlaufen werde.

Äußere man in Polen laut die Meinung, dass man die Wälder vor dem Holzfällen beschützen solle, werde man sofort als ein Linker abgestempelt. Sage man irgendwas über den Warschauer Aufstand, sei man gleich ein Rechter. Seiner Meinung nach sollten die Möbelhersteller die Gunst der Zeit nutzen, und durchgebrochene runde Tische verkaufen, damit sich die linksorientierten Familienmitglieder an die eine, und die politisch rechtsorientierten Familienmitglieder an die andere Tischhälfte setzen könnten, so Satiriker Szymon Majewski über die Spaltung in der polnischen Gesellschaft.

POLSKA/THE TIMES: Multikulturalität habe sich in Europa nicht bewährt

In einem Gespräch mit der Tageszeitung Polska/The Times bezieht sich Jan Parys, ehemaliger Verteidigungsminister und aktueller Berater des polnischen Außenministers auf die Migrationskrise in Europa. Noch in den 60-er Jahren hätten die Franzosen geglaubt, dass sich Muslime leicht mit der europäischen Kultur integrieren würden. Nun erkenne man, dass dies ein Irrtum war: sie wollten dem Gastgeberland die eigene Ordnung aufzwingen, meint Parys. Angela Merkel habe gewusst, welche Probleme es in Frankreich mit dem Muslimen gebe, dennoch habe sie sich dafür entschieden, die Migranten nach Deutschland einzuladen. Das sei nur schwer verständlich, sagt der Berater des polnischen Außenministers. Humanitäre Hilfe könne man doch auch in den vom Krieg betroffenen Ländern leisten. Es sei ein schwerwiegender Fehler Berlins gewesen, diese Entscheidung im Namen der gesamten Europäischen Union zu treffen, fügt Parys hinzu. Die Idee, dass Flüchtlinge aus dem Nahen Osten oder aus Nordafrika zur Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt beitragen könnten, sei äußerst naiv. Diese Menschen seien meistens schlecht ausgebildet, kannten keine europäischen Sprachen und würden auch keine Lust zum Arbeiten aufweisen, so Parys.

Deutschland sei das Risiko eingegangen, lesen wir weiter. Und es habe einen Schock erlebt, sagt Parys. Seiner Ansicht nach sollte man den Gedanken akzeptieren, dass es nicht nur einen Entwicklungsweg gäbe. Die westliche Zivilisation stelle nur eine von mehreren Möglichkeiten dar. Länder wie Japan, China oder Südkorea gingen ihren eigenen Weg. Man müsse das akzeptieren. Jene alten Kulturen hätten die technologischen Errungenschaften des Westens übernommen und dadurch das eigene Potenzial gesteigert – dies habe jedoch zu keinem Konflikt mit der westlichen Welt geführt. Anders sehe die Situation im Falle des muslimischen Welt aus. Hier gebe es Spannungen. Man solle keinem den eigenen Lebensstil aufzwingen. Wenn jemand aber nach Europa komme, müsse er die hiesige Kultur akzeptieren. Die Multikulturalität habe sich in Europa nicht bewährt, so der Berater des polnischen Außenministers Jan Parys im Gespräch mit dem Blatt Polska/The Times.


PLUS MINUS: Merkels Mut

Eine andere Sichtweise auf die aktuelle Lage in Europa stellt in einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus die langjährige Abgeordnete, Senatorin und Europaabgeordnete der liberal-konservativen Parteien UD und UW Grażyna Staniszewska vor. Die Feststellung, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die größte Verantwortung für das Ausmaß der Migrationskrise in Europa trage, fasst Staniszewska kurz zusammen: dies sei Propaganda. Angela Merkel habe als der einzige Politiker in Europa eine Idee gehabt, wie man sich in einer Situation verhalten könne, in der Menschen an der Küste der Europäischen Union ertrinken, sagt die ehemalige polnische Politikerin. Es habe keine Gegenvorschläge gegeben. Ein Teil der EU-Regierungen habe aus Angst vor den eigenen Bürgern das Problem einfach übersehen. Die Bundeskanzlerin habe Mut gezeigt und klar Stellung bezogen. Sie habe vielleicht ein bisschen überreagiert, indem sie die Flüchtlinge nach Europa einlud. Doch gäbe es in Europa Solidarität, hätte man das Problem gemeinsam schnell erledigt, sagt Staniszewska und fügt hinzu, dass auch Papst Franziskus eine großartige Idee hatte. Er appellierte an die Gemeinden, bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu helfen. In ihrer Pfarrei gäbe es ca. 15 Tausend Gläubige. Die Pfarrei könnte eine 15-köpfige Familie aufnehmen, ohne dass diese Menschen auf irgendeine Weise das Leben der Gemeinschaft beeinträchtigen würden. Anstatt sich einander Angst einzujagen, sollte man nach Lösungen suchen. Es sei denn, die europäische Botschaft laute: lasst sie ertrinken, sagt die Vertreterin der antikommunistischen Opposition und spätere Abgeordnete und Senatorin Grażyna Staniszewska in der Wochenzeitschrift Plus Minus.


PLUS MINUS: Er sei nur ein Fußballer …

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus sagt der Spieler der polnischen Fußballnationalmannschaft, ehemaliger BVB- und aktueller Wolfsburg-Spieler Jakub Błaszykowski, er fühle sich nicht wie eine Legende. Er freue sich, dass er einen Job habe, den er liebe und der es ihm ermögliche, gutes Geld zu verdienen. Es sei aber halt nur ein Job, genauso wie der Job eines Polizisten oder eines Arztes, nur nicht so wichtig. Ein Arzt rette menschliches Leben. Man berichte darüber zwar nicht im Fernsehen, doch ein Arzt sei der eigentliche Held des Alltags. Er spiele nur Fußball. In der bequemsten Situation seien sowieso aber die Sportjournalisten. Vor einem Spiel schreiben sie zum Beispiel, dass Błaszczykowski sportlich am Ende sei, nach dem Spiel wiederum, dass er gerade seine Höchstleistung erreicht habe und nichts passiere. Keine Verantwortung für die eigenen Worte, spottet Jakub Błaszczykowski im Gespräch mit Plus Minus.

kk

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