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“Polnische Konzentrationslager” - bewusste deutsche Geschichtspolitik?

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 05.02.2018 13:34
Woher stammt eigentlich die fälschliche Bezeichnung “polnische Todeslager”, die für so viele Emotionen sorgt?
Baudienst-Straflager in Krakau, 1942–1944 | © Archiv des Instituts des Nationalen GedenkensBaudienst-Straflager in Krakau, 1942–1944 | © Archiv des Instituts des Nationalen Gedenkens

Woher stammt eigentlich die fälschliche Bezeichnung “polnische Todeslager”, die für so viele Emotionen an der Weichsel sorge? Dazu ein kurzer Blick in die Internetausgabe von Dziennik/Gazeta Prawna.

Der Begriff sei erstmals in den 50. Jahren in einem deutschen Presseartikel aufgetaucht. Geht es nach der Historikerin des Instituts für Nationales Gedenken IPN, dr Anna Jagodzińska, sei die Einführung der Bezeichnung ein Testballon gewesen, der die Reaktion der internationalen Gemeinschaft aussondieren sollte. Es habe sich also, so Jagodzińska, um eine bewusste, auf Jahre berechnete Geschichtspolitik von Konrad Adenauer gehandelt. “Und das”, so Jagodzińska, “ist den Deutschen gelungen”.

Die Historikerin macht auch auf eine systematische Änderung der Narration über den Zweiten Weltkrieg in Deutschland aufmerksam.

“Seit vielen Jahren treffe ich in den Publikationen auf die Bezeichnungen “Hitler-Deutschland” und “Nazi-Verbrechen”, so als ob langsam die Bezeichnung “Deutschland” und “deutsch” aus den Beschreibungen verschwinden würden.” Dabei habe man im besetzten Warschau auf den Straßenbahnen doch die Aufschrift “Nur für Deutsche” und nicht “Nur für Nazis” lesen können.

Zudem sei auch eine Verschiebung der Akzente in der deutschen Geschichtspolitik nach 1990 zu beobachten gewesen. Immer mehr werde Deutschland der Jugend als starker Staat präsentiert, das ständige Erinnern an die Konzentrationslager sehe man als nicht notwendig, so Jagodzińska im Interview mit Dziennik/Gazeta Prawna.

adn

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