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Jahrestag des Befehls Stalins

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 05.03.2019 11:00
Heute vor 79 Jahren haben die Sowjets unter der Führung von Josef Stalin die Ermordung von polnischen Kriegsgefangenen befohlen.
PAPPAP

In Folge des am 5. März 1940 herausgegebenen Befehls haben 22 Tausend Polen, hauptsächlich Offiziere, ihr Leben verloren. Die Exekutionen wurden im April und Mai 1940 ausgeführt.

Die Massengräber haben die Deutschen am 13. April 1943 entdeckt. Die sowjetische Propaganda gab ihnen die Schuld an den Ermordungen. Erst am 13. April 1990 gab die Regierung der Sowjetrepublik zu, daß das Volkskommissariat NKWD die Verantwortung für das Massaker trägt.

Am 3. April 1940 haben die ersten Todestransporte mit polnischen Offizieren von Kozielsk nach Katyń begonnen.

Danuta Malonowa, Vertreterin der Katyn-Familien erinnert sich: "Diese 22.000 polnische Offiziere, polnische Polizisten, unsere Väter, unsere Brüder. Das war die intellektuelle Elite der II. Republik. Vor allem in Kozielsk saßen Wissenschaftler, Ärzte, Juristen, Lehrer, Priester. Diejenigen, die in der Zwischenkriegszeit, nach 123 Jahren polnischer Gefangenschaft unsere neue Heimat aufbauten, eine Heimat ihrer Träume. Polen entwickelte sich damals prächtig. All das fand ein abruptes Ende."

Einstimmiger Beschluss

Der Beschluss über den Massenmord ist einstimmig von den Mitgliedern des damaligen Politbüros - Stalin, Woroszylow, Molotow, Mikojan, Kalinin, Kaganowicz und Beria - unterzeichnet worden. Für Tausende von polnischen Familien bedeutete diese Entscheidung den Verlust ihrer Ehemänner, Väter und Brüder. Grzegorz Hofman hat in Katyn und Charkow seinen Vater und seinen Onkel verloren. "Nach der letzten Briefkarte, die wir von meinem Vater im April erhalten haben, kam auf einmal nichts mehr. Wir lebten Monate in Furcht und Unsicherheit über das Schicksal meines Vaters. Die Entscheidung des Politbüros war damals ja ein Geheimnis."

Konfliktherd Katyń-Ermittlungen

Die Wahrheit über das Massaker ist anschließend noch über ein halbes Jahrhundert geheimgehalten worden. Die Verantwortlichen wurden nicht verurteilt, die russische Militärstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt. Die russische Seite ist zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Massaker nicht um einen Völkermord handelte. Diese Interpretation werden die Familien der Ermordeten nie akzeptieren, sagte vor einigen Jahren Anna Maria Wolinska, die infolge von Stalins Befehl ihren Vater und ihren Onkel verlor. "Vergebung ist etwas anderes und Gedenken ist etwas anderes. Und ein Verbrechen als Verbrechen zu bezeichnen - das ist eine Notwendigkeit. Sonst kommen wir an einen Punkt, wo Werte überhaupt keine Rolle mehr spielen."

Von den 22.000 ermordeten Polen sind knapp 15.000 in Massengräbern beerdigt worden - in Katyn bei Smolensk, in Miednoje bei Twer und in Piatichatki bei Charkow. Der Bestattungsort von 7.000 Personen bleibt bis heute unbekannt.

iar/jc

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